Zum Abschluss unserer kleinen Serie über Herthas Goldenen Jahrgang werfen wir noch einen Blick auf die bisher nicht erwähnten Jungs, die aber mindestens in die zweite Mannschaft aufgenommen wurden. Einige von ihnen durften auch schon mit den Profis trainieren, andere sind noch weiter weg:
Bei Torhüter Dennis Smarsch fällt schon auf den ersten Blick auf, dass er körperlich alle notwendigen Voraussetzungen mitbringt, um im Profigeschäft Fuß zu fassen. Er misst 195cm und ist bei weitem nicht so schmächtig wie Kade oder Palko.
Überragend sind vor allem seine Reflexe. Hervorragend war er schon beim Mercedes-Benz Junior Cup und wusste auch in der Endrunde der Juniorenmeisterschaft zu überzeugen. Des weiteren kann man davon sprechen, dass er recht aktiv im Herauslaufen aus dem Strafraum ist. Seine Vorstöße sind aber noch nicht immer perfekt getimt und seine Reichweite auf ein paar Meter vor dem Sechszehner beschränkt. Er schreckt aber nicht davor zurück, auch bei einem heraneilenden gegnerischen Stürmer sein Tor zu verlassen.
Im Jugendbereich war es Smarsch außerdem ein Leichtes, durch seine körperliche Erscheinung viel Präsenz im eigenen Strafraum bei Standards und Flanken aufzubauen, das Abfangen der Flanken gelang ihm ziemlich konstant gut.
Im Spiel mit dem Ball am Fuß ist er solide, er hält den Spielaufbau auch unter etwas Druck gerne noch am Leben, spielt aber kaum riskante Pässe. Seine Abschläge sind noch etwas inkonstant, aber zeigt sich technisch beschlagen genug, um das mit der Zeit auszumerzen.
Ausblick: Die Anlagen dafür, es zu einem guten bis sehr guten Torwart zu schaffen, hat er allemal, es sollte ihm aber erstmal darum gehen, genug Spielpraxis zu sammeln, um weitere Schritte nach vorne zu machen.
Nikos Zografakis startete letzte Saison in vielen Spielen auf der linken offensiven Außenbahn und tauchte im Verlauf der Partien immer mal wieder auf der anderen Seite auf. Im Vergleich zu Palko Dardai ist er körperlich deutlich weiter, zusammen mit seiner Schnelligkeit brachte ihm das gerade im Jugendbereich einige Vorteile ein.
Allerdings hat Zografakis auch noch einige sehr deutliche Schwächen: Isoliert betrachtet hat er eine ziemlich gute Technik, die aber weit weniger funktional als beispielsweise die von Dennis Jastrzembski ist. Dieser hat auch bei Dribblings im höchsten Tempo keine Probleme, den Ball nicht zu verstolpern, während Zografakis das doch immer mal passiert. Das mag auch damit zusammenhängen, dass seine Entscheidungsfindung nicht ausgereift ist. Seine Werkzeugkiste umfasst nicht wirklich mehr, als sich den Ball links oder rechts vorbei zu legen.
Die besagte Entscheidungsfindung ist ein noch größeres Problem. Seine Dribblings sind sehr linear und letztlich darauf ausgelegt zu Flanken oder zum Tor zu ziehen, was auf die Dauer ausrechenbar wird. Er startet kaum Kombinationen und ist nicht wie Palko ein Spielmacher auf außen. Das muss er auch gar nicht sein, ein bisschen mehr Variabilität würde seinem Spiel aber sehr gut tun. Sein Bewegungsspiel ist auch sehr auf den Flügel fokussiert. Im Halbraum lässt er sich nur selten blicken und wenn doch, kann er keine Impulse setzen.
Ausblick: Bei aller Liebe für seine Tore im Halbfinalhinspiel gegen Dortmund, erscheint es uns sehr unwahrscheinlich, dass er den Durchbruch schaffen wird.
Florian Baak ist ein solider Innenverteidiger, körperlich sehr weit, aber in keiner Hinsicht überragend. Sein Stellungsspiel ist ebenso wie sein Verhalten im Rausrücken aus der Kette noch nicht ausgereift. Im Zweikampf selbst ist er ebenfalls solide, aber nicht außergewöhnlich. Bezüglich seines Aufbauspiels sehen wir ihn weit unterdurchschnittlich, wenngleich selbst er in der klassischen 3-1-Dardai-Struktur mit einigen ordentlichen Vertikalpässen aufwarten können sollte.
Ausblick: Torunarigha schien im selben Alter vor ein paar Jahren schon weiter zu sein, bei Innenverteidigern will ich mich aber nicht so sehr festlegen – für den Profibereich könnte es schon reichen.
Spätestens seit seinem Interview im Anschluss an die Junioren-Meisterschaft ist Florian Krebs wohl der Spieler, dem man den Durchbruch aus Sympathiegründen am meisten gönnen würde. Er nahm den wichtigen dritten Platz im Zentrum neben Julius Kade und Arne Maier oder Muhammed Kiprit ein. Mit vielen balancierenden Aktionen sorgte er für Stabilität und stellte im Aufbau eine gute Durchlaufstation dar, ist aber niemand, der dem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. Wichtig war er auch durch seine Rolle im (Gegen-) Pressing. Angelehnt an die Jäger-Sammler-Analogie hatte er ein sehr gutes Gefühl darin, zwischen den beiden Rollen zu switchen, natürlich an die Situation angepasst. So war er enorm wichtig für die Stabilität seines Teams und sich insgesamt für keinen Weg zu schade. Auf jeden Fall ein klasse Teamplayer!
Ausblick: Seine offensiven Limitierungen dürften ihm seinen Weg in den Profibereich erschweren, er kann aber auch in deutlich besseren Teams ein ordentlicher Rollenspieler werden.
Panzu Ernesto ist auf den ersten Blick ein sehr unorthodoxer Innenverteidiger. Seine Bewegungsabläufe sind ziemlich eigenwillig und wirken etwas chaotisch, sind auf ihre Weise aber doch effektiv. Seine dabei untergehende Spielstärke befähigte in auch, mal auf der Sechs auszuhelfen, langfristig sollte er aber wohl Innenverteidiger werden. Hier ist sein Spiel noch etwas fehlerbehaftet, grundsätzlich verfügt er aber über ein saubereres Stellungsspiel als Baak und hat ein besseres Timing beim Verlassen der Kette. Dabei geht er auch mal ins Risiko und kann durch seine unorthodoxen Bewegungen viele dieser Aktionen für sich entscheiden.
Ausblick: Alles in allem ist Ernesto ein guter Defensivallrounder, der sicher in den verschiedensten Ausrichtungen seinen Platz finden kann. Dementsprechend trauen wir ihm auch zu, seinen Platz im höheren Profibereich zu finden.
Neben ihm auf der rechten Seite der Viererkette war Max Mulack unumstrittener Stammspieler. Sein Aufgabenbereich war ziemlich klar: Palko Dardai defensiv den Rücken freihalten und ihn offensiv mit simplen Pässen einbinden. Defensiv war Mulack tatsächlich einer der herausragenden Berliner, Dortmunds Linksaußen wird sich erinnern. Offensiv ist er aber noch zu beschränkt, um für die Profis eine Rolle zu spielen.
Von Maxi Storm gibt es leider nur ein paar Szenen aus dem Mercedes-Benz Junior Cup sehen, da er sich nach einem 5:1-Erfolg gegen den HSV ein Training mit der ersten Mannschaft verdiente und sich dort schwer verletzte. Er sollte aber ein sehr solider absichernder Sechser sein, der als zentraler oder linker Akteur in einer Dreierkette vielleicht auch Potenzial zu mehr hat.
In den nächsten Jahren werden noch ein paar Spieler hochkommen, die bereits zum Titelgewinn in diesem Jahr beigetragen haben – beispielsweise Mateo Kastrati, Maximilian Gurschke und Jessic Ngankam. Auf Julian Albrecht sind wir besonders gespannt, immerhin legte er als 2001er im Halbfinalhinspiel gegen den BVB eine sehr starke Partie hin. So können wir auch abschließend sagen, dass einiges im Nachwuchsbereich der Hauptstädter richtig läuft. Besonders der 99er Jahrgang hat das Potenzial, zu etwas Großem zu werden!