TV Rheindorf – FV Endenich

Hi, also ich lege hier einfach mal los. Das hier ist auch sowas wie der erste Test, da ich solche Analysen bisher noch nie für sondern immer nur über einen Klub geschrieben habe. Und wir müssen uns sicherlich aneinander gewöhnen. So habe ich jetzt erstmal ein paar Punkte aus dem Spiel rausgegriffen und werde einfach schreiben, was ich über die denke. Ich weiß aber natürlich oft nicht, was du dir in dieser oder jener Szene gewünscht hättest. Das kannst du mir dann am besten sagen, damit ich die Aktionen dann vor dem Hintergrund analysieren kann.

Im Übrigen bin ich wahrscheinlich ein bisschen eingerostet, da ich schon länger keine Analysen geschrieben habe. So bezieht sich das hier aufgeschriebene auch nur auf die erste Hälfte des Spiels.

1. Hohes Anlaufen

Soweit ich weiß bist du ja grundsätzlich Fan davon, den Gegner möglichst hoch zu pressen, um ihm keine Luft zum Atmen zu lassen und den Ball evtl hoch zu gewinnen.

Ich fand, man konnte in der ersten Halbzeit einen sehr starken Qualitätsunterschied im Pressing erkennen, abhängig davon, wie gut das Anlaufen ganz vorne ablief.

Dazu vielleicht erstmal ein paar Hintergedanken. Mir ist natürlich bewusst, wie kraftaufwendig konstantes hohes Anlaufen sein kann. Und dass ein einziger offener Passweg den ganzen Aufwand zunichte machen kann. Das macht das Anlaufen einzelner Spieler ohne mannschaftliche Unterstützung sinnlos.

Gleichzeitig habe ichs auf dem Platz aber auch immer so empfunden, dass längeres Verschieben von Seite zu Seite noch anstrengender und gleichzeitig unbefriedigender ist. Das Nachschieben der Mannschaft in der ersten Halbzeit war eigentlich ziemlich gut, sodass ein einziger gut ausgeführter und gut getimter Lauf oft schon ausreicht, um den Gegner zu einer Entscheidung zu zwingen,

Also was ich konkret meine ist das Anlaufen der vordersten drei in deinem 5-2-2-1:

Das Video hier zeigt eigentlich direkt den Unterschied zwischen passivem Zustellen und dann dem Anlaufen: Beim Zustellen kann der gegnerische Innenverteidiger ungestört Andribbeln, hat das ganze Feld vor sich und kann warten, bis sich die passende Anspielstation ergibt.
Als er angelaufen wird, muss er abdrehen und die Situation neu aufbauen.
Außerdem glaube ich, dass die meisten Innenverteidiger in der Liga so eine Situation nicht mal eben mit einer Verlagerung über den schwachen Fuß lösen ^^.

Worauf ich in diesem Absatz hinaus möchte, ist, dass ich die Pressingsituationen früher starten und den gegnerischen Aufbauspielern weniger Zeit geben würde, wenn die gesamte Mannschaft schon kompakt zum Gegner geschoben hat.

Die Ausführung beim Anlaufen hat mir meistens gefallen, #35 (Artem?) macht das schön bogenförmig, um den Gegner ein bisschen in die Mitte zu lenken und die Gegenspieler außen hinter sich in seinen Deckungsschatten zu nehmen.

Mal das Anlaufen von außen schemenhaft. Wichtig ist wahrscheinlich, dass der einfache Querpass gleichzeitig zu ist, damit der Ausweg nicht zu leicht wird. Dass der Pass auf den Sechser offen ist, finde ich nicht schlecht, da der höchstwahrscheinlich eine schlechte Orientierung und Blickfeld haben wird, sodass er gut von hinten gepresst werden könnte.
Btw, ich kann in dem Programm schlecht Kurven zeichnen haha

Bewegungen von innen nach außen waren ebenso effektiv.

Hier wird der Gegner eher die Linie lang gelenkt, aber auch erst nach kurzem Zögern.
Ich mag das Herausrücken aus der Abwehrkette.

Angenehmer Nebeneffekt: Eine hohe Abwehlinie ist deutlich leichter zu spielen, wenn man weiß, wann der lange Ball kommen könnte. Anlaufen verringert die Variation an Zeitpunkten und oft auch Richtungen.

Abschließend zum Anlaufen: Ich würde den ersten Pass, sprich einen Abstoß oder kurzes Abrollen des Torwarts, immer zulassen, damit man den Ball dann potenziell tief erobern kann. Aber ich glaube, das siehst du ähnlich? Außerdem würde ich vielleicht feste Auslöser implementieren. Es hat ein bisschen so gewirkt, als würde der Pass auf den Außenverteidiger momentan Pressing auslösen? Darüber hinaus kann man vielleicht noch schlechte Pässe oder Körperstellungen nutzen und das dann aggressiv coachen.

2. Tiefer Spielaufbau

Also wenn ich es richtig erkannt habe, war der Plan, im Spielaufbau eine asymmetrische Struktur zu erzeugen? Also eher mit Viererkette aufzubauen, indem der rechte Wingback deutlich höher schiebt als sein linkes Pendant und die Hintermannschaft sich dementsprechend anpasst. Dazu habe ich ein paar Anmerkungen

Erstens würde ich die Außenverteidiger der Viererkette vielleicht noch ein bisschen weiter aufrücken lassen? Momentan bedeutet ein Pass vom Innenverteidiger zum Außenverteidiger nämlich kaum Raumgewinn und beide lassen sich leicht pressen.

Viele Ballverluste gab es vor den Gegentoren meiner Meinung nach, wenn die Achter oder einer des Offensvitrios sich im Alleingang gegen mehrere Gegenspieler behaupten musste. Früher aufrückende Außenspieler bedeuten zum einen mehr direkte Unterstützung für die Offensivspieler und binden gleichzeitig Gegner, die nicht zusätzlich Druck auf den Ballführenden ausüben können.

Das ist meiner Meinung nach besonders im sehr tiefen Spielaufbau wichtig. Damit meine ich zum Beispiel kurz ausgeführte Abstöße. Hier ein Beispiel, wo die Aufbauspieler die Drucksituation grundsätzlich gut lösen (Unabhängig vom technischen Fehler am Ende), aber schnell ersichtlich ist, dass es darüber hinaus wenig vielversprechende Aufrückmöglichkeiten gibt:

Deutlich vielversprechender waren Ansätze, in denen die Sechser mehr Platz zum Aufdrehen hatten, in denen sich die Offensivspieler nicht allzu weit fallen lassen mussten…

… und sich meistens schon mehr Personal vorne befindet.

Eine Idee, wie man vielleicht noch mehr Verbindungen weiter vorne und Raum im Aufbauspiel schaffen könnte, ist, einen der Achter schon früher Aufrücken zu lassen. Der tiefere Achter würde so konstant den Raum vor der Abwehr besetzen, während der zweite schon früher zwischen die beiden Zehner schiebt.

Im folgenden Clip finde ichs nämlich auch ein bisschen problematisch, wie der eigene Achter den Ballführenden den Passweg auf den Zehner zustellt:

Und hier, wie lange er sich nach außen zum Ball hin bewegt. Was dem Ballführenden Raum nimmt und gleichzeitig bei einem Pass auf den Achter zu einer schlechteren Ausgangsposition für diesen führen würde. Wäre der Achter in dieser Position zentraler positioniert, wäre er immer noch eine potenzielle Anspielstation. Gleichzeitig könnte sein Partner höher positioniert sein, wo er dann immer eine Option für einen Chipball hinter das gegnerischer Mittelfeld sein könnte.

Soweit erstmal zu dem Spiel, wenn ichs Freitag schaffe, schaue ich noch ein bisschen in das zweite Spiel rein 🙂

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