Nach dem knappen Sieg im ersten Spiel musste Hertha nun auswärts in Ingolstadt ran, leider musste man dabei ohne den verletzten Per Skjelbred auskommen. Für ihn begann Stark als Partner von Lustenberger auf der Doppelsechs. Interessanterweise sprach Marcus Kauczinki wohl vor dem Spiel davon, dass man Hertha in diesem Spiel schon sehr früh pressen wollte, nachdem man gegen Hamburg zwar sehr kompakt, aber auch eher passiv verteidigte. Pal Dardai setzte ohne Skjelbred eher auf schnelles Umschalten nach Ballverlusten.
In den ersten Minuten kam aber erstmal fast nur Herthas Ausrichtung zum Vorschein. Aus dem typischen 4-4-2-Mittelfeldpressing blieb man solange passiv, bis der Ball zum Außenverteidiger gelangte, der dann gepresst wurde. Da Ingolstadt im Aufbauspiel einen klaren Rechtsfokus hat war es meistens Haraguchi, welcher Levels anlief. So schaffte man es aber auch, das geordnete Ingolstädter Aufbauspiel kaum zum Zuge kommen zu lassen, sodass sich die Schanzer ziemlich schwertaten und nur vereinzelt wirklich gut nach vorne kamen.
Besonders stark war im Berliner Pressing das Verhalten bei Pässen in die eigene Formation. Dort hatte man nämlich immer direkten Zugriff und ließ keine guten Angriffe zu. Wenn der Ball nicht direkt abgefangen wurde konnte der Ballführende so sehr unter Druck gesetzt werden, dass ein weiterer Angriff fast unmöglich war.
Dass dann auch noch mitten in diese Anfangsphase hinein das 1:0 durch Vedad Ibisevic fiel, bestätigte die Hertha natürlich in ihrer Ausrichtung und erhöhte den Druck auf Ingolstadts Aufbauspiel. In der Folge rückte Levels etwas weiter auf und Matip agierte aus einer breiteren Grundposition heraus. Haraguchi presste daher jetzt auch häufiger den Kameruner und sorgte so dafür, dass bei den Hausherren auch mehr über links gespielt wurde. Dort war Suttner aber mit der Aufgabe, das Spiel aufzubauen ziemlich überfordert und schlug deswegen einen langen Ball nach dem anderen. Auch der zentrale Sechserraum wurde weiterhin wenig bis gar nicht angespielt und so kam Hertha über Ballgewinne nach langen Bällen zu einigen Kontern.
Im eigenen Aufbauspiel zeigte sich Hertha deutlich weniger rochadefreudig als noch gegen Freiburg, weshalb es klarere 4-2-3-1-Staffelungen zu sehen gab. Man tat sich zwar schwer, wirkliche Chancen zu kreieren, blieb aber gleichzeitig auch ohne gefährliche Ballverluste und schaffte es, die Ingolstädter Kontermaschine ebenfalls nicht ins laufen kommen zu lassen. Durch die veränderte Besetzung der Doppelsechs entstanden auch etwas andere Mechanismen zur Unterstützung der Ballzirkulation. So gab es erstmal eine klare rechts-links Aufteilung der Doppelsechs mit Stark rechts und Lustenberger links. Bei Ballbesitz auf der jeweiligen Seite rückte dann meistens der ballnahe Sechser auf, während der andere etwas versetzt absicherte. Außerdem gab es im Aufrücken oft einen kleinen Rechtsfokus zu sehen, in dessen Folge sich Niklas Stark mit guten Szenen in Ballbehauptung und Nachsetzen auszeichnen konnte.
Im Großen und Ganzen veränderte sich das Spiel im Laufe der ersten Halbzeit aber kaum: Ingolstadt hatte weiter große Probleme, gefährliche Situationen heraufzubeschwören, wurde ein ums andere Mal gestoppt und im Anschluss über Haraguchi, Darida, Weiser und Ibisevic ausgekontert. Letzterer tat sich durch gutes Behaupten des Balles zu Beginn der meisten Kontersituationen hervor und zeigte mal wieder eine erstaunlich hohe Erfolgsquote in seinen Aktionen. Zwar kam es nicht zu den ganz großen Chancen, aber ohne viel Ballbesitz wirkte es trotzdem so, als würde Hertha das Spiel kontrollieren. Auf der anderen Seite musste man zwar bei einer Chance von Lezcano kurz zittern, ließ aber sonst fast nichts zu.
Da Hertha auch in der zweiten Halbzeit verständlicherweise keinen Grund sah, besonders viel zu ändern, blieb das Spiel dasselbe. Weiterhin wurden Ingolstadts Innenverteidiger kaum angelaufen, konnten aber die hohe Offensivpräsenz kaum mal wirklich gut bedienen. Pascal Groß kippte im Vergleich zum Spiel gegen Hamburg deutlich weniger heraus und wenn doch, hatte dies keinen wirklichen Effekt. So blieb es auch beim Ingolstädter Muster, dass die Stürmer mit direkten Pässen angespielt wurden.
Dabei variierte die Art des Zuspiels. Manchmal gab es flache Zuspiele auf ausweichende Stürmer, welche dann aber so gut wie immer mit Blickfeld Seitenauslinie und ziemlich isoliert den Ball erhielten und so leicht zu stören waren. Das andere Mittel stellte ein langes und hohes Zuspiel dar, das aber von Natur aus ungenauer ist und dessen zweiter Ball meist an die Berliner ging. Darüber hinaus wäre ein konstantes Aufrücken der Innenverteidiger interessant gewesen, das es aber kaum zu sehen gab.
Immerhin wurde das Team von Markus Kauczinski manchmal bei Standardsituationen gefährlich, sonst aber kaum. Nach gut einer Stunde kam dann Hinterseer für Morales in die Partie, was zu einer Umstellung auf ein 4-4-2 mit Groß und Roger auf der Doppelsechs führte, Leckie und Hartmann außen sowie Lezcano und Hinterseer im Sturmzentrum. Wenig später brachte Dardai dann Esswein für den in seinen Aktionen etwas unglücklichen Mitchell Weiser.
Durch die Hereinnahme von Hinterseer konnte Leckie nun konstanter die Außenbahn besetzen und wurde vermehrt mit langen Verlagerungen gesucht. Die durch die Umstellung erhöhte Präsenz im Strafraum sorgte bei Flanken für mehr Gefahr oder zumindest Aufregung. Wie schon gegen Freiburg wurde das Spiel in der Schlussphase außerdem wieder offener und Herthas Konter häufiger. Und wie ebenfalls schon letzte Woche gegen Freiburg gesehen markierte der eingewechselte Julian Schieber den Schlusspunkt der Partie.
Fazit: Auch am zweiten Spieltag überzeugt Hertha mit einer guten Leistung gegen den Ball und kann so zum ersten Mal in der Bundesliga im zweiten Spiel auch den zweiten Sieg einfahren.