Hertha BSC 2:1 FSV Mainz 05

Nach vielen Problemen in der letzten Woche war es spannend zu beobachten, was Pal Dardai sich für das Spiel gegen die Mainzer überlegt hatte. Vorher musste Hertha aber noch einen weiteren personellen Rückschlag verkraften: Der Hauptstadtklub musste die Partie ohne unseren Liebling Per Skjelbred bestreiten. Er wurde durch Fabian Lustenberger ersetzt.

Grundformationen bei Berliner Ballbesitz. Sieht nicht so cool aus? War's auch nicht. Ähnelt stattdessen erschreckend stark den Grafiken, die Niemals Allein Woche für Woche erstellen muss.
Grundformationen bei Berliner Ballbesitz. Sieht nicht so cool aus? War’s auch nicht. Ähnelt stattdessen erschreckend stark den Grafiken, die Niemals Allein Woche für Woche erstellen muss.

Ohne es lange umschreiben zu wollen: Hertha hatte fast dieselben Probleme im Ballbesitzspiel wie gegen Augsburg. Zu viele direkt an der letzten Linie stehenden Spieler und daraus folgende Verbindungsprobleme im Zentrum und den Halbräumen. Letztes Mal war das noch besonders problematisch, weil der ballferne Halbraum bei Dirk Schusters Augsburgern oft einfach bespielbar war, dieses Mal könnte man die äußere und hohe Präsenz aber auch als Mittel gegen die kompakten Mainzer sehen.

Vor dem Spiel soll Pal Dardai davon gesprochen haben, dass es mehr Tempo in der Ballzirkulation braucht. Dieses Tempo war in der ersten Linie tatsächlich auch einige Male gegeben – aber eben auch fast nur in der ersten Linie. Dafür war es oft notwendig, dass einer der beiden Berliner Sechser abkippte, um gegen das sehr klare 4-4-2-Mittelfeldpressing der Mainzer eine Überzahl herzustellen. Der abkippende Sechser wurde dabei nur zu Beginn seiner Bewegung verfolgt, sobald er sich aus dem Mainzer Zehnerraum herausbewegte ließ sich der herausgerückte Mainzer Sechser wieder in die Mittelfeldkette fallen.

Wie schon gegen Augsburg war ein großes Problem der Hertha, dass sie diese Rochaden nicht gut ausbalancieren konnten und sich so große Löcher in der eigenen Struktur ergaben. So ergaben sich auch wieder viele 3-1-6-Staffelungen zu, in denen nur der verbliebene Sechser und unter Umständen die Außenverteidiger konstant Verbindungen gaben, wobei der Sechser (meistens Lustenberger) durch seine isolierte Positionierung oft auch komplett abgeschnitten war.

In der Anfangsphase wirkte sich dieses Problem noch nicht stark aus, da Stocker sich oft in den Achterraum fallen ließ. So hatte Hertha dann auch mal ordentliche Ansätze, wobei sie spätestens bei der Ausführung von Verlagerungen in die, durch enge Kombinationen geöffneten Räume, Probleme hatten. Insgesamt blieben deswegen nicht mehr, als ein paar Flügelangriffe, in denen meistens Haraguchi bzw. Kalou freigespielt werden sollten. Letzterer bot sich auch etwas konstanter im Halbraum an und ist seinem japanischen Kollegen in solchen Szenen auch noch deutlich überlegen. Sein Timing war oft besser und auch seine Positionierung für das erfolgreiche Weiterführen der Angriffe besser geeignet. Mehr als Ansätze gab es aber leider nicht zu sehen.

Immerhin waren einzelne Flügelangriffe etwas überraschender angelegt, da sie direkt aus der Innenverteidigung diagonal eingeleitet wurden – hierbei stellte sich wieder Brooks als Spieler mit der größten Reichweite heraus. Dabei profitierte er aber auch vom gelegentlich etwas ungestümen Anlaufen Seydels, wobei es aber auch hier ebenfalls bei wenig gefährlichen Angriffen blieb. Dennoch konnte Hertha in ein paar Szenen durchaus Druck auf das Tor der Mainzer ausüben, dabei handelte es sich dann aber meistens um Umschaltsituationen.

Grund dafür war auch das sehr unverbundene Aufbauspiel der 05er: Dieses erfolgte meistens mit tiefen Außenverteidigern und hohen und breiten Flügelspielern. Die Berliner Sechser mussten sich deswegen nicht so sehr auf den Raum direkt hinter sich konzentrieren und konnten den Gegner zu langen Bällen zwingen. Zwar hatte Mainz hierfür nicht die beste Ausgangsstaffelung, sie waren aber auch nicht komplett offen und konnten zumindest direkte Gegenangriffe nach solchen Bällen unterbinden.

Mit etwas Glück erzielten sie so dann auch das 1:0. Hertha konnte jedoch durch einen in der Entstehung ebenfalls glücklichen Treffer schon schnell ausgleichen. Nach der vielen Kritik am Berliner Spiel muss aber noch hinzugefügt werden, dass sich die Berliner im Gegenpressing sehr ordentlich präsentierten und viele Konter unterbinden konnten. Alles in allem entstand so aber ein eher eintöniges Spiel mit einer um den Mainzer Block zirkulierenden Hertha…immerhin hatten die Gäste ihrerseits auch kaum Ballbesitzansprüche.

Dieses Bild setzte sich auch in der zweiten Halbzeit fort, bis Gbamin nach Gelb-Rot den Platz verlassen musste. Ungefähr zeitgleich gab auf der anderen Seite Vladimir Darida sein lang ersehntes Comeback: Diese beiden Umstände sorgten dafür, dass Herthas Ballbesitzspiel extrem belebt wurde, bis die Hauptstädter in Führung gingen. Dabei war es erst einmal vor allem Darida, der mit seiner sehr umtriebigen Art die typischen Berliner Rochaden wieder anstieß und somit dafür sorgte, dass sich die Mainzer in ihrem 4-4-1 ständig neuen Gegenspielern konfrontiert sahen. Plötzlich zog es nämlich auch Kalou wieder konstanter in die Mitte, sodass Hertha teilweise mit vier Spielern die Mitte überlud und den Gegner vor viele Herausforderungen stellte. Gleichzeitig blieben Pekarik und Haraguchi sehr breit positioniert und konnten in Überzahlduelle gegen Bussmann gebracht werden, unterstützend dazu zeigte Darida Ausweichbewegungen nach rechts.

Grundformationen nach den Platzverweisen.
Grundformationen nach den Platzverweisen.

Aus genau so einer Szene entstand auch der von Ibisevic erzielte Führungstreffer. Kurz danach wurde der Bosnier aber des Platzes verwiesen, was eine erneute Gleichzahlsituation bedeutete. Mainz reagierte darauf mit der Einwechselung Cordobas für Öztunali, welcher im späteren Angriffsverlauf oft einrückte. Insgesamt agierte der FSV oft aus einer 4-1-3-1-Grundformation heraus. In vielen Szenen ließ sich aber Malli neben Ramalho fallen, wodurch 4-2-3-artige Staffelungen entstanden, die es auch bei Hertha zu sehen gab. Dort agierte Darida als zentraler Offensivspieler, war aber vornehmlich im Verteidigen gefordert, wo er sein unglaubliches Laufpensum zum Besten gab. Bei eigenem Ballbesitz konnte er auch das eine oder andere Mal zurückfallen, wenn die Flügelspieler neben ihm einrückten. Letztlich konnte Mainz, vor allem bei Standardsituationen, nochmal Druck erzeugen, zum Ausgleich reichte es allerdings nicht mehr.

Fazit: Ein solider, aber nicht wirklich überzeugender Sieg für Pal Dardai. Sein Team zeigte abermals Schwächen im Ballbesitzspiel. In den nächsten Wochen wird es sehr spannend zu beobachten sein, ob sich diese Probleme durch anderes Personal lösen werden.

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