Rückblick auf die letzten drei Spieltage

Nach einer abibedingten Pause melden wir uns mit einem kleinen Rückblick auf die letzten drei Spieltage zurück. Schon mal vorweg: Ich hab keines der Spiele komplett gesehen, dementsprechend wird das hier jeweils auch nicht allzu lang.

Den Anfang macht die Partie gegen Wolfsburg, die für Hertha sehr glücklich begann. In den ersten Minuten kamen die Wölfe zu einigen schnellen Durchbrüchen nach direkten Pässen in den Zwischenlinienraum auf einen der offensiven Akteure, das schnelle Führungstor blieb aber aus. Hertha hatte große Probleme, gleichzeitig Druck auf die Innenverteidigung aufzubauen, ohne riesige Lücken hinter dem Mittelfeld zu offenbaren. Das lag vor allem an der unzureichenden Abstimmung zwischen Allan und Skjelbred, wobei ersterer manchmal viel zu isoliert und völlig unpassend getimt neben die Stürmer auf einen abgekippten Wolfsburger Sechser herausrückte. Skjelbred dagegen ließ sich immer wieder durch Mannorientierungen gegen einen aus der Wolfsburger Offensivreihe oder den vorstoßenden Bazoer aus den wichtigen Räumen herausziehen.

Stabilität erlangte Hertha dann vor allem über den eigenen Ballbesitz, da der VfL in dieser Zeit schlichtweg nicht angreifen konnte. Die alte Dame hatte aber mit der mannorientierten Spielweise des Teams von Andries Jonker einige Probleme. Wolfburg ließ Hertha zwar oft die Zeit, um in der ersten Linie die passende Situation zum Aufrücken abzuwarten, in den Folgezonen war der Hauptstadtclub aber einfach nicht gut genug gestaffelt, um dem Gegner wehzutun. So kippte oft einer der beiden aus der Doppelsechs ab, während der jeweils andere  recht zentral vor der entstandenen Dreierkette verblieb. Da Hertha aber zum Aufrücken oft die Halbverteidiger dieser Aufbaudreierkette aus Auslöser nutzte, war die zentrale Positionierung des Sechsers unnötig und gute Unterstützung für die Innenverteidiger selten.

Stattdessen waren Langkamp und Brooks zu schwierigen Pässen direkt in die Offensivreihe gezwungen. Schwierig vor allem deshalb, weil die Wolfsburger Hintermannschaft auch dort sehr eng an den Gegenspielern orientiert war und die dortigen Berliner Staffelungen viel zu flach war. Ein gegen mannorientierte Gegner effektives Steil-Klatsch-Spiel mit vielen Ablagen war auf diese Weise unmöglich, sodass oft nur das Anspiel auf den zurückfallenden Ibisevic blieb. Wirklich erfolgreich war diese Marschroute aber ebenfalls nicht, Hertha blieb deswegen über weite Strecken harmlos.

Beispielhafte Aufbaustaffelung.

In der zweiten Halbzeit wurde Wolfsburgs Pressing dann etwas gestreckt, woraufhin sich auf den Flügeln und im Sechserraum mehr Platz für Hertha ergab. In der Folge konnte das Team von Pal Dardai leichter über longline Angriffe einfach die Seite entlang nach vorne Spielen, nach etwaigen Ballverlusten konnte Herthas Doppelsechs viele Konter im nun vergrößerten Raum abfangen. So kam es auch, dass Allan in der zweiten Halbzeit eine sehr gute Leistung zeigte, da er weitestgehend unbedrängt schalten und walten konnte. Zu wirklich vielen Torchancen kam es dennoch nicht, dafür waren die Angriffe wohl auch zu simpel. Alles in allem war der Sieg deswegen zwar glücklich, aber ging in Ordnung.

 

Grundformationen.

Eine Woche später sah sich Hertha mit dem SV Werder Bremen einem komplett anders auftretenden Team ausgesetzt. Die Norddeutschen bauten aus einer 3-1-4-2-Formation, die viele 3-3-4-Momente aufwies, sehr geduldig von hinten auf. Hier zeigten sich wieder einmal die Probleme, die der Hauptstadtclub mit Gegnern hat, die sich die passive Berliner Ausrichtung zu Nutze machen, indem sie sich das Spiel einfach zurecht legen. Ibisevic, Darida und die beiden Flügelspieler konnten nur selten mal wirklich Druck auf Bremens Dreierkette ausüben, ohne dabei den direkten Passweg auf einen Achter oder Stürmer zu öffnen, die viel rochierten und so Herthas Innenverteidigung und Sechser zu unpassenden verfolgenden Bewegungen zwang, die oft Lücken für lange Bälle hinter die Außenverteidiger öffneten.

Zusätzlich zu diesen defensiven Problemen, hatte Hertha auch große Schwierigkeiten, dem Bremer 5-3-2 gefährlich beizukommen. Die zentrale Lücke zwischen den Stürmern und den Achtern war in den ersten Minuten noch zu bespielen, was Allan aufgrund einer unzureichenden Orientierung aber nicht ausnutzen konnte. Nach der frühen Führung ergaben sich solche Szenen deutlich seltener, Hertha wurde immer wieder aus dem Zentrum geleitet und konnte einmal mehr keinen ordentlichen Übergang ins letzte Drittel herstellen. Ehrlich gesagt habe ich deswegen nach einer halben Stunde auch einen Mittagsschlaf eingelegt.

 

Gegen Leipzig galt es dann, vielleicht so etwas wie „Bonuspunkte“ zu ergattern, da gegen die Bullen ein Sieg nicht eingeplant werden kann. Um dies zu erreichen, schickte das Berliner Trainerteam die Mannschaft mal wieder in einer 4-1-4-1-Grundformation aufs Feld. Gegen Dortmund und Bayern konnte man mit dieser Systematik die besten Saisonleistungen abrufen, ähnliches erhoffte man sich wohl auch gegen RB. Im Vergleich zu den beiden erstgenannten Spielen gab es jedoch eine wichtige personelle Veränderung: In der Zentrale agierten nicht mehr Skjelbred und Darida vor Niklas Stark, sondern Darida und Valentin Stocker vor Skjelbred. Obwohl Stocker einen ordentlichen Job machte, ging Hertha die große Beweglichkeit und Intensität der vorherigen Doppelacht ab, durch zuvor noch kleine Wunder möglich waren.

Grundformationen.

So konnte Leipzig einfacher aufbauen, da Ibisevic weniger durch Herausrückbewegungen unterstützt wurde und sich die Mittelfeldkette auch schneller zurückzog. Im Gegenpressingkampf hatten die Berliner auch nicht die ganz große Qualität zu bieten, die nötig gewesen wäre, um Leipzig wirklich gefährlich zu werden. Chancen für die alte Dame waren auch dieses Mal selten.

Fazit: Eher enttäuschende Wochen für die Hertha, durch die auch die Europa League-Qualifikation nochmal in Gefahr gerät. Wichtig wird in den nächsten beiden Spielen, dass Hertha sich wieder besser in die vorderen Zonen kombinieren kann, durch die durchgemixte Hintermannschaft könnte sich das aber als ziemlich schwierig herausstellen.

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